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WEGE ZUR GESCHICHTE
Per Pedes und Pedal auf
Zeitreisen in Baden-Württemberg
Bildnachweis: Landratsamt Göppingen / Tobias Fröhner
Rauf aufs Rad oder rein in die Wanderstiefel und ab in die Vergangenheit: In Baden-Württemberg lassen sich über 40.000 Jahre Geschichte ganz ohne Zeitmaschine erleben. Per Pedal und per Pedes geht es in die Eiszeit, zu den Römern und Kelten oder zu den mächtigen Herrschergeschlechtern des Mittelalters.
Auch Akteurinnen des Barock, traditionelle
Berufsstände und Vertreter der Industriekultur laden zum Besuch ein. Und
natürlich die zahlreichen Dichterinnen und Denker, denen das „Literaturland“
seinen Titel verdankt.
Zeitsprung
zu den Anfängen menschlicher Kultur – Eiszeittäler-Radwege
Bereits vor rund 40.000 Jahren erschufen die Eiszeitmenschen im Lone-
und Achtal auf der Schwäbischen Alb Kunstgegenstände und Musikinstrumente, die
uns heute den Atem verschlagen. Sie beweisen, dass der Mensch schon damals zu
einer modernen Form von Bewusstsein gelangt war und sich mittels Musik,
Symbolen und figürlicher Kunst ausdrücken konnte. Seit 2019 verbindet die
Radstrecke „Eiszeittäler“ Fundstätten und einschlägige Museen. Vom Start in
Schelklingen über Blaubeuren und Ulm bis zum Archäopark Vogelherd bei
Niederstotzingen. Der etwa 75 Kilometer lange, auch für E-Bikes bestens
geeignete Radweg durch das UNESCO-Welterbe kann in beide Richtungen befahren
und mit anderen Strecken kombiniert werden.
welt-kultursprung.de
Grenzerfahrungen
für Geschichtsfans – Limes-Radweg und Römerpfade
Am Obergermanisch-Raetischen Limes, wo einst die Römer entlang
patrouillierten, um ihre Grenzen zu den Germanen zu sichern, lässt es sich
heute hervorragend wandern und radfahren. Zahlreiche rekonstruierte Wachtürme
und Kastelle sowie konservierte Baureste und Museen veranschaulichen das Leben
der Römer in diesem Landesteil. Der Limes-Radweg führt auf 164
abwechslungsreichen Kilometern vom Odenwald über Hohenlohe und den
Schwäbisch-Fränkischen Wald ins Remstal und auf die Ostalb. Ergänzt wird er vom
Limes-Wanderweg. Zu Fuß kann man sich den Römern im Odenwald ab 2022 auch über
die neuen „Römerpfade“ nähern: Rund- oder Streckentouren von 5 bis 15
Kilometern Länge, mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die vom Deutschen
Wanderverband als „Kurzer Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifizierten
Touren sind nach römischen Gottheiten benannt und vermitteln Informationen zur
lokalen römischen Geschichte.
limesstrasse.de; roemerpfade.de
Zu Fuß um
die älteste Stadt Deutschlands – Wanderweg Heuneburg
Sie ist die älteste Stadt nördlich der Alpen und war einst ein
bedeutendes Handelszentrum, das Verbindungen bis nach Marseille und in den
süditalienischen Raum pflegte. Die Heuneburg, im Altertum vermutlich als
„Pyrene“ bekannt, entwickelte sich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. und hatte in
ihrer Blütezeit so viele Einwohner wie das damalige Athen. Rund um die
Höhensiedlung oberhalb der Donau führt ein 10,6 Kilometer langer und leicht zu
bewältigender Wanderweg zu den Außensiedlungen und keltischen Grabhügeln, wie
dem Fürstengrabhügel Hohmichele, dem frühkeltischen Grabhügel Speckhau und der
spätkeltischen Viereckschanze. Start und Ziel für die Tour ist die
Übersichtstafel am Heuneburgmuseum in Herbertingen.
heuneburg.de
Im
Stammland der Stauferdynastie – Löwenpfad Staufer-Runde
Der Löwenmensch aus dem Lonetal und die drei Löwen, die einst das Wappen
der Staufer zierten und heute im Wappen Baden-Württembergs zu Ehren kommen,
gaben den „Löwenpfaden“ im Landkreis Göppingen ihren Namen. Den Spuren des
ebenso mächtigen wie sagenumwobenen Herrschergeschlechts der Staufer folgt der
Löwenpfad „Staufer-Runde“. Ob im Wäscherschloss oder in den Überresten der
Stammburg auf dem Hohenstaufen, die Geschichte der Staufer ist auf diesem Weg
immer im Gepäck. Der vom Deutschen Wanderverband als „Kulturerlebnis“
zertifizierte Rundweg verläuft auf rund 11 Kilometern zwischen Wäschenbeuren
und Göppingen. Anspruchsvolle 372 Höhenmeter sind zu überwinden, belohnt wird
man dafür mit sensationellen Ausblicken.
loewenpfade.de
Radelnd zu
Ritterburgen und Residenzen – Radweg Burgenstraße
Kaum ein anderes Bundesland ist so reich an Burgen und Schlössern wie
Baden-Württemberg. Fans von mittelalterlichen Ritterdomizilen und barocken
Herrschersitzen werden auf dem „Radweg Burgenstraße“ zwischen Mannheim und
Kirchberg an der Jagst in Begeisterungsrufe ausbrechen. Entlang der
renommierten Ferienstraße am Neckar reiht sich eine historische
Sehenswürdigkeit an die andere. Wer die alten Gemäuer nicht nur von außen oder
bei einer Führung bestaunen möchte, kehrt in einem der Burg- und Schlosshotels
ein oder übernachtet gleich dort. Allerdings ist eine gute Kondition
Voraussetzung, da Herrschersitze naturgemäß meist auf Anhöhen liegen. Auch
darüber hinaus bietet der Radweg ein paar kräftige Steigungen, etwa in
Hohenlohe. Etwas weniger Muskelkraft ist hingegen im Neckartal gefordert, wo
der Radweg noch relativ flach verläuft.
burgenstrasse.de
Pracht,
Prunk und Putten - Radtour an der Oberschwäbischen Barockstraße
Der beeindruckende Bibliothekssaal im ehemaligen Kloster Bad
Schussenried ist ein Juwel des Rokoko und eine der Hauptsehenswürdigkeiten an
der Oberschwäbischen Barockstraße. Auf 860 Kilometern verbindet diese rund 55
barocke Sehenswürdigkeiten. Wer opulente Baukunst liebt und gerne auf zwei
Rädern unterwegs ist, nutzt einen der vielen Radwege entlang der Route für eine
Erkundungstour. Etwa den Oberschwaben-Allgäu-Radweg zwischen Aulendorf und Bad
Saulgau, der auch Kloster Schussenried ansteuert. In Aulendorf führt Doris
Schenk alias Gräfin Paula Schlossgäste plaudernd durch ihren Alltag im späten
19. Jahrhundert. Und im heute noch von Franziskanerinnen bewohnten Kloster
Sießen in Bad Saulgau warten Klostergarten, -laden- und -café sowie eine
Ausstellung zu den berühmten Hummel-Figuren auf interessierte Gäste.
oberschwaben-tourismus.de
Auf dem
Holzweg – Flößerpfad Kinzigtal
Vom 15. bis ins 20. Jahrhundert war der Schwarzwald die europäische
Hochburg des Holzhandels und der Flößerei. Aus den Flusstälern des
Mittelgebirges brachten die geschickten Flößer ihre Ware bis zur holländischen
Rheinmündung. Im Kinzigtal erinnert der Flößerpfad an diese Zeit. Auf dem 10
Kilometer langen Abschnitt zwischen Loßburg und Alpirsbach und dem 23 Kilometer
langen Abschnitt zwischen Alpirsbach und Wolfach wird an Themenstationen, in
Museen, mit Audioguides für Kinder und Erwachsene, Geo-Caching und einem
Begleitheft das vielfältige Wissen über die Flößerei anschaulich vermittelt.
Natur- und Kulturerlebnis gehen auf diesem Pfad wie selbstverständlich Hand in
Hand.
floesserpfad.de
Wo der
Erfindergeist Wurzeln schlug – Radtour zur Industriekultur
Was wäre Baden-Württemberg ohne seine Erfinder, traditionsreichen
Unternehmen und namhaften Marken? Der Grundstein zum weltweit bekannten
Industriestandort wurde bereits im 19. Jahrhundert gelegt. Im Filstal östlich
von Stuttgart lassen sich auf einer bequemen Radtour mit gut 26 Kilometern
wichtige Orte der lokalen Industriekultur entdecken. Von Plochingen bis
Eislingen warten Infostationen, Ankerpunkte und zahlreiche Sehenswürdigkeiten:
Hafen und Bahnhöfe, Arbeitersiedlungen und Fabrikantenvillen, Mühlen und
Kraftwerke, Werkzeug-, Metall- und Textilwarenfabriken säumen den Weg.
Natürlich fehlen auch Traditionsunternehmen wie der Spielzeug- und
Modelleisenbahnbauer Märklin und der Haushalts- und Gastronomiewaren-Hersteller
WMF nicht.
industriekultur-filstal.de
Literarisch
um den Bodensee – Per Pedal zur Poesie
Schon bevor die Erfinder zu Weltruhm aufstiegen, machten die
Dichterinnen und Dichter den Süden Deutschlands überregional berühmt. Auf elf
literarischen Radwegen kann man ihren Lebensspuren und Werken durch
unterschiedliche Regionen folgen. Radweg Nummer 4 beginnt in Öhningen an der
deutsch-schweizerischen Grenze und führt auf etwa 50 Kilometern am Bodensee
entlang über die Halbinsel Höri, Radolfzell und Allensbach nach Konstanz. Auf
der literarischen Zeitreise wird der Bogen vom Minnesang des Mittelalters bis
zur Lyrik der jüngsten Vergangenheit gespannt. Literatinnen und Literaten, die
wie Jacob Picard hier geboren wurden oder wie Anna Seghers für einige Wochen
Station machten, wird dabei ebenso gedacht wie jenen, die sich wie Joseph
Victor von Scheffel und Hermann Hesse über einen längeren Zeitraum in die
traumhaft schöne Natur am Bodensee flüchteten.
literaturland-bw.de
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Dieter Buck
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