Donnerstag, 16. Juli 2020

Hessigheimer Felsengärten: Hart an der Kante

In den Hessigheimer Felsengärten wächst nicht nur erstklassiger Wein – 
das Naturschutzgebiet ist auch ein reizvolles Kletter- und Wanderrevier
 

 
Efeu rankt an den Laubbäumen empor, die hier unten in der kleinen, schattigen Schlucht über dem Neckar wachsen. Juliana verknotet das Sicherungsseil mit ihrem Hüftgurt, reibt sich die Hände noch mit etwas Magnesia ein und steigt auf einen kleinen Felsvorsprung.

Die Hände suchen Halt im teilweise glatten Gestein, Freund Jens sichert ihren Aufstieg. Die erste Route heute ist das sogenannte Rosenstöckle. Sie verläuft zwischen zwei schmalen, zerklüfteten Muschelkalktürmen – oben am Fels wachsen Wildrosen.

Das Terrain der Kletterer

Freitagnachmittag in den Hessigheimer Felsengärten zwischen Stuttgart und Heilbronn: Auf dem schmalen Pfad, der direkt an der Felskante entlangläuft, sind Spaziergänger mit Kind und Kegel und Hund unterwegs. Die Schlucht zwischen den Felsen liegt auf halber Höhe und ist das Terrain der Kletterer – ab und zu schaut einer von ihnen über die Kante, um gleich wieder kehrtzumachen und abzusteigen. „Das hier ist ein tolles Trainingsgebiet für den Feierabend oder das Wochenende“, erzählt Jens, der wie Juliana ganz in der Nähe wohnt. Für den Weinbauern, der in der Felsengartenkellerei arbeitet und der nebenerwerblich auch selbst Wein anbaut, ist das Klettern ein toller Sport, um zu entspannen: „Ich liebe es, in der Natur zu sein, und beim Klettern kreisen meine Gedanken wirklich nur um den nächsten Halt in der Wand.“



Ein sonniger Aussichtsbalkon über dem Neckar

Ob die Sportler beim Klettern auch ein Auge für die besondere Tier- und Pflanzenwelt haben? Die Felsen hier sind nämlich nicht nur Lebensraum für seltene Flechten, Gräser und Blütenpflanzen mit exotischen Namen: Wimper-Perlgras, Kelch-Steinkraut, Scharfer Mauerpfeffer, Kartäuser-Nelke, Edel-Gamander und Frühlings-Fingerkraut sind darunter. Auch viele Vögel brüten in den Nischen des Muschelkalks, und die Mauereidechse hat dort ihr Zuhause. Drum herum breiten sich die Weinhänge über dem Neckar aus – viele Reben wachsen in Steillagen, in denen keine Maschinen eingesetzt werden können. Ein toller Sonnen-Aussichtsbalkon ist das hier oben, auch für Spaziergänger! Der Blick reicht weit über den Fluss. Unten auf dem Neckartal-Radweg, der über 368 Kilometer von Villingen-Schwenningen bis nach Mannheim verläuft, ist einiges los. Und hier oben sorgen die Kletterer für etwas Nervenkitzel inmitten all der Beschaulichkeit.

„Ist da oben jetzt frei?“, ruft jemand von unten. Freie Bahn, los geht’s! 500 Meter breit ist das Klettergebiet, bis zu 18 Meter geht es nach oben, auf etwa 130 Kletterrouten, 3. bis 9. Grad, für Anfänger und Fortgeschrittene, Boulderer und Bergsteiger. Ab dem frühen Nachmittag bevölkern sich denn auch die Felsen mit bunt-alternativen Klettergrüppchen – Pärchen, Väter mit ihren Söhnen und Sportkumpels starten mit ein paar Aufstiegen ins sonnige Wochenende. Die gute Stimmung schwappt zu den Zuschauern über, die oben auf den Bänken Platz genommen haben. Die Felsengärten sind im Sommer-Wochenend-Modus. Schön wie am Strand hier.

Besondere Lebensräume

Der Vergleich ist gar nicht so weit hergeholt, denn das hier war tatsächlich mal ein warmes Meer: Der Muschelkalk in Hessigheim besteht aus Sedimentgesteinen, die während der Trias-Zeit vor etwa 240 Millionen Jahren entstanden sind. Deshalb findet man hier auch immer wieder Versteinerungen. Schon seit den 1920er-Jahren wird in Hessigheim geklettert, seit 1942 sind die Felsengärten Naturschutzgebiet, und ebenso lange ist es nicht mehr erlaubt, auf der Außenseite der Felsen – also direkt über dem Neckar – zu klettern. Damit sind einige der aussichtsreichsten Touren tabu, andererseits ist an heißen Tagen das Klettern in der Schlucht ohnehin angenehmer. Heute sind die Felsengärten auch ein Natura 2000-Gebiet, denn es gibt hier gleich eine ganze Reihe besondere Lebensräume: Felsköpfe, Felswände, Schutthalden, Magerrasen und die Schlucht.

Gemütliche Weinorte

Klar, dass in einer Weinregion wie dieser auch der Genuss eine große Tradition hat. Die Fachwerk- und Kunst­stadt Bietig­heim-Bissingen, die Weinstadt Bönnig­heim und der gemütliche Wein­ort Besig­heim laden Gäste nach einem Spaziergang in den Felsengärten zum Bummeln und Einkehren ein. Für Juliana und Jens sind die Hessigheimer Felsengärten schlicht das familiäre Hausrevier nach Feierabend, sie bleiben dann gern dort, bis die Sonne untergeht. „Manchmal“, erzählt Jens, „machen wir nach dem Klettern auf einem der Felsen ein kleines Picknick – das ist einfach wunderschön.“

Info:
Felsengartenkellerei: Weine vom Neckar und von der Enz
Etwa 1.400 Winzer rund um Hessigheim haben sich zur Felsengartenkellerei Besigheim zusammengeschlossen. Auf 700 Hektar sonnigen Hängen an Neckar und Enz produzieren sie jedes Jahr acht bis zehn Millionen Kilo Trau­ben. Knapp ein Fünftel der Flächen sind terrassierte Steillagen. Die qualitätvollen Weine aus vorwiegend typisch württembergischen Rebsorten wie Trollinger, Lemberger, Müller-Thurgau und Riesling können vor Ort verkostet und gekauft werden. Außerdem bietet die Felsengartenkellerei Aktivitäten an – Führungen, Planwagenfahrten, Events.
www.felsengartenkellerei.de  

Alle Informationen über die Region rund um Hessigheim bekommt man hier:
www.3b-tourismus.de

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Dieter Buck
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Samstag, 4. Juli 2020

Alblust – Das Schwäbische Alb Magazin

Neu erschienen:
 „Alblust – Das Schwäbische Alb Magazin“
Ausgabe 2/2020
Sommerausgabe von Alblust mit großem Radtouren-Extraheft





Man freut sich als geprüfter Schwabe und bekennender Fan der Schwäbischen Alb jedes Mal, wenn ein Vierteljahr wieder rum ist. Nicht weil man dann bald volljährig ist oder rauchen darf. Das ist lange her. Aber weil das neue Alblust um Briefkasten liegt …

Raus in die Natur: Auch die seit wenigen Tagen vorliegende Sommerausgabe steckt voller Tipps für Ausflüge ins Grüne. Zudem besitzt sie ein interessantes Gimmick: Ihr liegt ein Extra-Heft zur TransAlblust bei, einer Radtour, die in sieben genussreichen Etappen über die Schwäbische Alb führt.

Mit dem Rad über die Alb
Einmal mit dem Rad quer über die Alb, aber nicht als sportliche Höchstleistung, sondern als Genusstour in schöner Landschaft: Diese Idee steckt hinter der vom Magazin Alblust entwickelten „TransAlblust“. Sie führt in sieben genussreichen Etappen von Albstadt bis Nördlingen. Dabei kann jede Etappe auch einzeln als Tagestour gemacht werden. Eine große Reportage in der Sommerausgabe stellt die TransAlblust ausführlich vor. Außerdem liegt ihr ein 48 Seiten umfassendes Extra-Heft im praktischen Hosentaschenformat mit allen wichtigen Informationen und Einkehr- und Übernachtungstipps zur Tour bei.  

Auch sonst gingen der Redaktion die Themen nicht aus. Die Alb ist halt vielseitig. Berichtet wird über eine nostalgische Tour mit Oldtimer-Mofas, bei der die Fahrer die Vielfalt in der Region erleben. Manch einer wird da beim Lesen wieder jung …

Schwäbische Alb = Geologie
Der Gustav-Ströhmfeld-Weg ist nicht neu, wurde aber vor einigen Jahren aber relauncht, wie man so schön sagt. Das heißt neu gestaltet, bekam neue Tafeln und ein neues Image. Der Autor hat ihn vor einiger Zeit selbst mal in Gänze begangen und beschrieben. Jetzt also dieser geologische Weg in Alblust. Bei der aussichtsreichen Wanderung auf dem Gustav-Ströhmfeld-Weg von Neuffen nach Metzingen ist auch das Titelbild des Sommerhefts entstanden.

Auf Achse, vom Lederriemen …
Das Schwerpunktthema des Sommerheftes heißt „Auf Achse“. Dabei geht es unter anderem um schöne Ausflugstipps, aber auch um ganz andere Themen, wie zum Beispiel die Firma Bantlin aus Reutlingen: Sie ist eine der letzten Manufakturen im Land, die Leder zu technischen Riemen verarbeitet und damit nicht nur die Alb am Laufen hält. Auch auf der Achse also.

… über eine mobile Bäckereifachverkäuferin und ihr Angebot, über Hausierer …
Auf Achse ist auch der mobile Verkaufswagen der Bäckerei Moritz, mit dem die Dörfer rund um Münsingen mit Brot und mehr versorgt werden. Ebenfalls viel unterwegs waren die Hausierer aus dem Killertal: Sie haben dabei ihre eigene Geheimsprache, das „Bleisla“, entwickelt, mit lustigen Begriffen wie Gloriagockeler und Käppelespink.

… und einen schreibeenden und musizierenden Koch der Sonderklasse
Vincent Klink, der in Schwäbisch Gmünd aufgewachsen ist, kann nicht nur kochen, sondern auch schreiben: Wenn der Stuttgarter Sternekoch aus seinem Leben erzählt, ist das ein Genuss. Für Alblust hat er zur Feder gegriffen und von seinen Manöver-Einsätzen als Soldat in Münsingen berichtet.

Landwirtschaft, Gastwirtschaft, Filmkunst …
Die Rubrik Tafelrunde stellt außerdem den Biohof Weibler vor, der wieder Lein auf der Alb anpflanzt und daraus das Wundermittel Leinöl gewinnt. Brigitte Steinwender von den Landfrauen gibt Tipps für sommerliche Marmeladen und Küchenmeister Wolfgang Scherr vom Landgasthof Lamm in Aalen-Ebnat lässt sich bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.

Sollte dann in einem Gasthaus der Region mal ein bekannter Schauspieler Platz nehmen, ist das vielleicht Ulla Matzen von der Film Commission Neckar-Alb zu verdanken: Sie trommelt in der Branche für die Alb als Filmlocation und es sind schon Szenen für Produktionen, wie „Lassie – eine abenteuerliche Reise“, in der Region gedreht worden.

… und noch viel mehr
Leserinnen und Leser erfahren außerdem, woher der Ortsname Türkheim stammt und was es mit dem Bienenstrom, einem Angebot der Nürtinger Stadtwerke, auf sich hat. Die Serie „Tiere der Alb“ dreht sich dieses Mal um den Neuntöter, einen Vogel mit spitzem Hakenschnabel und besonderer Überlebensstrategie. Noch mehr Tiere gibt’s bei Ellwangen: Durchs Josefstal, das einst von katholischen Ordensbrüdern bewirtschaftet wurde, zieht heute eine Herde Auerochsen.

Ausgabe 2/2020 „Alblust – Das Schwäbische Alb Magazin“. Sommerausgabe von Alblust mit großem Radtouren-Extraheft. 128 Seiten plus 48 Seiten im Booklet. Herausgeber: GEA Publishing und Media Services GmbH & Co. Kg. Das Magazin ist im Zeitschriftenhandel in Baden-Württemberg und bundesweit im Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Hier kann es auch bestellt und abonniert werden. Preis 5,60 Euro.

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