Freitag, 8. Januar 2021

Frag den Wanderexperten: Dieter Buck erklärt

 Bucks Wandertipps

Über die richtige Ausrüstung für eine Wanderung wird oft viel geschrieben. Wichtig und sinnvoll ist dies sicherlich, wenn man gefährliche und schwierige Expeditionen vorbereitet. Zum Wandern in den Mittelgebirgen sind viele Empfehlungen jedoch oft übertrieben. Für Wanderungen in den Alpen muss man strengere Maßstäbe anlegen und seine Ausrüstung sorgfältiger zusammenstellen als hier beschrieben.

Ausrüstung

 Was brauchen wir also für eine Wanderung Vorab einmal: eigentlich nichts Besonderes – wandergeeignete Kleidung, die stabil ist, etwas aushält und auch mal schmutzig werden darf. Je nach Jahreszeit sollte sie mehr oder weniger wärmend oder kühlend sein.

Wenn ein Anorak wasserdicht oder wasserabweisend ist, umso besser. Textilien, die auf -tex enden, sorgen dafür, dass Regen nicht durchdringt, Schwitzwasser aber nach außen entweichen kann. Sie sind aber teuer. Für den Anfänger oder für Menschen, die eher selten wander, bieten sich auch preisgünstigere Anoraks an, die man mit einer wasserdichten Überjacke – es gibt auch passende Hosen dazu – kombinieren kann.

Bei Hosen sind Jeans eher ungeeignet, es sei denn, man ist an einem Tag unterwegs, an dem mit Sicherheit nicht mit Regen zu rechnen ist. Jeansstoff saugt sich schnell mit Wasser voll und trocknet langsam. Das kann unangenehm werden, wenn man mit nasser Hose noch eine längere Strecke vor sich hat. Besser sind Hosen aus Kunstfasergewebe, das zwar auch nass wird, aber nach dem Regen schnell wieder trocknet. Da man manchmal auch auf schmalen Pfaden wandert, in die stachelige und dornige Zweige ragen können, ist es empfehlenswert, dass der Hosenstoff fest ist, und auch mal einen »Angriff« einer Brombeere aushält.

Im Fachhandel findet man ein großes Angebot an wandergeeigneter Kleidung, bei guter Qualität auch in der Größe nach Geschlechtern getrennt. Auch die dortige Beratung ist Gold wert, wenn man sich selbst nicht so sicher ist.

Für besonders wichtig halte ich Schuhe. Wer hier sparen möchte, macht es am falschen Fleck. Gute Wanderschuhe sind zwar nicht billig, aber sie begleiten einen lange, man kann sie neu besohlen lassen und auf Dauer sind sie deshalb sicher nicht teurer, als wenn man sich oft billiges neues Schuhwerk kaufen muss. Sie sollten knöchelhoch sein und mit einer Sohle versehen sein, mit der man problemlos über Wurzeln und Steine steigen kann. 

Sind sie wasserdicht, umso besser. Dann kann man einfach durch Pfützen oder einen flachen Bach gehen ohne dies mühselig umgehen zu müssen. Bei Schuhen sollte man vor allem an Kinder denken. Schlechte Schuhe für sie sind letztendlich ein Verbrechen am kindlichen Fuß, die Auswirkungen kann ein Kind noch viele Jahre spüren. Unbezahlbar ist beim Schuhkauf die Beratung durch geschultes Personal in einem gut sortierten Fachgeschäft.

Für nützlich halte ich Teleskopwanderstöcke, insbesondere auf wackeligen Pfaden, an Steilstücken oder sonst gefährlichen Strecken und im Winter. Sie bieten grundsätzlich einen guten Halt, vermeiden oft Stolperer, vereinfachen einen Aufstieg, weil man einen Teil der Kraft auf die Arme verlagert, und entlasten beim Bergab die Kniegelenke, die sonst übermäßig belastet und gefordert werden.

Nicht ganz so wichtig, aber »nice to have« sind verschiedene Kleinigkeiten wie ein Taschenmesser, eine Schnur oder eine Tüte (für den Abfall, aber auch zum Sammeln irgendwelcher Fundstücke – vor allem wenn man Kinder dabei hat).

Essen, Trinken und Pflaster

Grundsätzlich sollte man, wenn man nicht nur eine ganz kurze Tour unternimmt, auch an Verpflegung denken. Etwas zu trinken dabei zu haben ist vor allem an heißen Sommertagen immer empfehlenswert. Essen ist nicht ganz so wichtig, vor allem bei kurzen Touren nicht – es ist noch niemand verhungert, der mal ein paar Stunden nichts gegessen hat. Aber wenn man immer ein paar Nüsse etc. dabei hat wiegt das nicht schwer, beruhigt und erfreut immer.

Auch wenn in der Überschrift Pflaster steht, ist es damit noch nicht getan. Man verdrängt es zwar gerne, aber immer möglich sind Verletzungen. Gegen Risse, Kratzer u.ä. sind ein paar Pflaster im Rucksack, vielleicht kombiniert mit einem Desinfektionsmittel, nützlich. Schlimmer ist es aber, wenn man sich einen Fuß übertreten hat. Das kommt nicht nur auf Pfaden vor, sondern auch auf befestigten Wegen. Gerne passiert es auch am Ende einer Tour, wenn man müde und nicht mehr so konzentriert ist. Hat man eine elastische Binde dabei, kann man evtl. noch den Weg zurück zum Ausgangspunkt schaffen.

Immer wieder kommen auch Insektenstiche vor. Hierzu gibt es Geräte, mit denen man den Stachel oder das Gift entfernen kann oder Geräte oder Salben um den Juckreiz zu mildern. Lassen Sie sich dazu in Ihrer Apotheke beraten.

Sicherheit auf der Wanderung

Gut ist es immer, wenn man seine eigene Leistungsfähigkeit kritisch einschätzt – und die der Mitwanderer natürlich! Eine Kette ist immer nur so stark wie das schwächste Glied, und auf Begleitpersonen, die nicht mehr weiter können, ist unbedingt Rücksicht zu nehmen. Also heißt es überlegen: Schafft man die angegebene Strecke und die Höhenmeter oder nicht?. Man sollte immer auch bedenken, dass man an heißen Sommertagen schneller an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit kommt als an kühleren Tagen. Auf jeden Fall sollte man immer genügend zu trinken dabei zu haben, und etwas zu essen ist auch bei kürzeren Touren kein Fehler.

Es passiert leider of schnell etwas, und wenn es auch »nur« ein verknackster Fuß ist kommt man oft nicht mehr weiter. Gut ist es immer, wenn man mindestens zu zweit unterwegs ist. Dadurch kann im Unglücksfall immer einer Hilfe holen. Bei mehr als zwei Personen kann auch immer einer bei der verletzten Person bleiben – alleine lassen sollte man einen Verletzten wirklich nur, wenn es nicht anders geht. Alleinwanderer sollten immer hinterlassen wo und wie lange sie unterwegs sein werden.

Hilfe herbeirufen kann man mit dem Handy, das heute wohl jeder dabei hat. Wobei der Empfang in manchen Tälern, auf den Höhen oder in einsamen Gegenden schlecht sein kann. Lässt sich die Notrufnummer 112 nicht wählen, sollte man das Handy ausschalten und bei Wiedereinschalten anstatt sich in sein eigenes Netz einzuwählen gleich 112 eintippen. Mit etwas Glück sucht sich das Gerät das nächste verfügbare Netz. Oft nützt auch ein Standortwechsel.

Tiere und andere Gefahren

Es braucht bei uns zwar niemand Angst vor hungrigen Löwen oder giftigen Spinnen zu haben, aber es gibt trotzdem ein paar Tiere, vor denen man Respekt haben sollte.

Das sind zuerst einmal die Zecken. Manche Gegenden sind als Zeckengebiet verschrien, da weiß man dann, was man zu tun hat. Aber es ist trotzdem nicht schlecht, wenn man sich grundsätzlich nach einer Wanderung auf Zecken absucht. Ein Zeckenbiss kann schließlich schwere Komplikationen verursachen, über Hirnhautentzündung bis hin zur Borreliose. Vermeiden kann man dies durch geschlossene Kleidung und indem man die Hosenbeine in die Schuhe stopft. Rötet sich ein Zeckenbiss in den nächsten Tagen, sollte man unbedingt zum Arzt gehen. Man kann sich zwar gegen Hirnhautentzündung impfen lassen, nicht aber gegen Borreliose. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt beraten.

Oft besteht auch die Gefahr, die vom Fuchsbandwurm ausgeht. Dieser Parasit kann auch Menschen befallen. Er schädigt vor allem die Leber, manchmal auch Lunge und Gehirn. Eine Erkrankung wird oft so spät bemerkt, dass keine Hilfe mehr möglich ist. Um dies zu vermeiden, sollte man im Wald keine Beeren essen, zumindest keine, die in Bodennähe wachsen. Hat man unterwegs die Möglichkeit, die Hände zu waschen, sollte man dies tun, spätestens aber daheim.

Eine weitere Gefahr ist der Hantavirus. Er wird durch Rötelmäuse bzw. deren Ausscheidungen übertragen. Wenn man beim Wandern zum Beispiel trockenes Laub aufwirbelt, kann man den Erreger einatmen.

Die auch im »normalen« Leben drohenden Erkrankungen wie Tetanus (Wundstarrkrampf) oder Blutvergiftung (Sepsis) kann man sich auch beim Wandern zuziehen. Tetanus kann man sich durch eine Verletzung (Stich, Biss, Schnittwunde) und Verunreinigung der Wunde holen. Dagegen ist man aber wahrscheinlich geimpft. Auch eine Blutvergiftung kann man durch eine Verletzung gekommen. Wird sie nicht behandelt, kann sie zum Tod führen. Lassen Sie sich hierzu von Ihrem Arzt beraten.

Es droht seit einigen Jahren aber noch eine andere Gefahr: Waldbrände, die durch die zunehmende Regenarmut und Trockenheit begünstigt werden. Man sollte daher die behördlichen Grillverbote streng beachten, und zwar nicht nur im Sommer – auch in den anderen Jahreszeiten können die Wälder sehr trocken und damit brandgefährdet sein.

Mit Kindern wandern

Besonders schön, erlebnisreich und von bleibender Erinnerung können Wanderungen mit Kindern sein. Damit es so ist, sollte man aber ein paar Dinge beachten. Kinder sind ja grundsätzlich gerne in der Natur, denn hier gibt es immer viel zu sehen, zu beobachten und zu spielen. Man sollte die Strecke aber auf das kindliche Leistungsvermögen abstimmen, immer genügend zu Essen und zu Trinken dabei haben und sich vor allem auf das Bedürfnis und die Wünsche der Kinder konzentrieren. Eigenen Ehrgeiz sollte man dabei eher zurückstellen.

Es ist immer sinnvoll, etwas zum Transport von Tannenzapfen, Samen, Versteinerungen und anderen »wertvollen« Fundstücken dabei zu haben. Nützlich sind auch immer Schnur, Taschenmesser, Malsachen etc., bei kleineren Kindern auch Spielfiguren. Viele Tipps und Wandervorschläge für Kinder auf der Schwäbischen Alb findet man in dem Wanderführer von Dieter und Melanie Buck »Familienwanderungen auf der westlichen Schwäbischen Alb«, der im Bruckmann Verlag erschienen ist.

Bestimmen von Bäumen, Blumen und Tieren

Nach dem Motto »Man sieht nur was man weiß« ist es auch ganz nützlich, wenn man das, was man um sich herum sieht, auch erkennen und bestimmen kann: Bäume, Blumen, Tiere. Das wird auch Kinder interessieren. Neben vielen Büchern – fragen Sie hierzu am Besten Ihren Buchhändler – gibt es auch hierzu zahlreiche Apps. Wer sich für Vögel interessiert: Man kann sie nicht nur anhand von Büchern bestimmen, es gibt auch Apps, in denen Vogelstimmen zu hören sind, außerdem gibt es Bücher, bei denen man mit Hilfe eines Sticks Vogelstimmen erklingen lassen kann.

Orientierung ist wichtig

Ratsam ist es auch, sich auf dem Smartphone oder IPhone geeignete Apps zur Navigation zu installieren. Wer sich die hinterlegten Tracks herunterladen möchte, braucht sie ohnehin. Hier sollte man aber darauf achten, dass man sich aus den jeweiligen Stores solche herunterlädt, die kein Internet benötigen – das ist vor allem im Wald, insbesondere weit weg von Siedlungen oder in Schluchten, sehr oft nicht vorhanden.

Bewährt haben sich für mich die Apps MAPS.ME und PhoneMaps. Sie zeigen auch ohne Netz meist zuverlässig an, wo man sich befindet, wenn man mal die Orientierung verloren hat, und welche Wege um einen herum wohin führen. Oft zeigen sie auch Wege an, die auf Karten nicht verzeichnet sind. Zudem können die Karten am Gerät vergrößert werden. Auch Komoot – mit dem die hinterlegten Tracks erstellt und die Tourdaten errechnet wurden – benötigt kein Netz und hat sich gut bewährt.

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Dieter Buck

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